Sheila, das kleine Püppchen …

Sheila ist die Kleinste von allen. Als sie aus dem Tierheim zu mir kam, hatte sie – wie ihre Geschwister – einen Schnupfen. Bei den anderen ging er schnell weg, bei ihr leider erst, als sie alt genug für ein Antibiotikum war. Dadurch ist sie nie so richtig ausgewachsen, was gut an ihren Proportionen zu erkennen ist: große Ohren, kurzes Schwänzchen – alles irgendwie noch ein bißchen »kindlich«.

Sie ist auch der einzige echte Tiger in der Familie: mit ihrer schönen Zeichnung und dem süßen Gesicht, finde ich sie einfach bildhübsch. Und ich bin sicher, sie weiß das.

Als kleines Baby war sie unheimlich anhänglich und wich mir nicht von der Seite bzw. vom Schoß. Als sie dann in die Pupertät kam (oder wie das bei Katzen heißt) hatte sie dann ihre Fass-mich-bloß-nicht-an-Phase, die später in die Streichel-mich-aber-fass-mich-nicht-an-Phase überging.

Dabei gab es dann aber immer Momente, in denen sie ausgesprochen schmusig war. Dann wollte sie unbedingt auf meinen Schoß und kannte bei der Einforderung dieses akuten Bedürnisses auch kein Pardon: unerbittlich folgte sie mir in solchen Momenten auch auf die Toilette – schließlich kann man, äh katze, sich ja auch dort auf Frauchens Schoß legen … Ja, sie kann schon sehr penetrant sein.

Die Kleine hat aber auch schon einiges mitgemacht: angefangen mit einem traumatischen Erlebnis im zarten Alter von wenigen Monaten, als sie in vermeintlicher Lebensgefahr vor dem Staubsauger fliehen musste, und sich dabei so unglücklich mit dem Köpfchen zwischen Wand und Schreibtisch einklemmte, dass sie nicht mehr heraus konnte, und ich den selbstgebauten, 4-Meter-Einbau-Schreibtisch komplett zerlegen musste, um sie unbeschadet zu befreien.

2004 hatten sich alle einen Schnupfen eingefangen, trotz Impfungen. Sheila hatte es am schlimmsten erwischt. Sie hatte ja schon als Baby am längsten mit dem Schnupfen gekämpft. Diesmal kam dann noch eine heftige Virusinfektion der Augen dazu, so dass sie eines fast verloren hätte. Auch heute muss sie noch ständig eine Salbe ins Äuglein bekommen, die sich der Hersteller in purem Gold aufwiegen lässt. Aber was sein muss, das muss eben sein.

Inzwischen ist Sheila bei der Wenn-ich-nicht-auf-deinen-Schoß-darf-falle-ich-tot-um-Phase angekommen: an meinem Freund hat sie einen derartigen Narren gefressen, dass sie jeden Abend – kaum dass er da ist – solange lautstark rumnöhlt, bis er sich endlich aufs Sofa setzt, damit sie auf seinem Schoß liegen kann – wo sie ihm dann vor lauter Wonne die Knie perforiert.